Eingewöhnung

Die Eingewöhnung ist eine sensible Phase, da es für viele Kinder das erste bewusste erleben von der Trennung der gewohnten Bezugspersonen ist. Diese Zeit möchte ich gemeinsam mit den Eltern meistern. Den Kindern wird durch die ungewohnte Umgebung und die unbekannte Person (ich) eine hohe Anpassungsleistung abverlangt. Das Wichtigste, was wir in der Eingewöhnungsphase brauchen, ist Zeit. Da jedes Kind anders auf die Trennung reagiert, ist die Dauer der Eingewöhnungszeit sehr unterschiedlich. Ich lege Wert auf wiederkehrende Strukturen, klare Regeln und Rituale die dem Kind Orientierungen und Halt bieten. Während dieser Zeit wird ihr Kind die Kindertagespflegestelle höchstens halbtags besuchen.

 

 Die Eingewöhnung lässt sich in mehrere Phasen unterteilen:

  • Grundphase
  • Stabilisierungsphase
  • Schlussphase

 

Grundphase

 

Das Kind mit seiner Bezugsperson, welche immer die gleiche sein sollte, hält sich für ein bis maximal zwei Stunden, möglichst immer zu gleichen Zeit, bei mir auf. In dieser Phase finden keine Trennungsversuche statt!

 

 

Wie Verhält sich die Bezugsperson:

  • Seien sie passiv und der stille Beobachter. Denn sie sind für ihr Kind der „sichere Hafen“, zu dem es bei Unsicherheit o.ä. zurückkehrt um Sicherheit, Trost und Geborgenheit zu suchen.
  • Drängen sie ihr Kind nicht, sondern lassen sie es selbstständig die Umgebung erforschen.
  • Bewegen sie sich nicht von der Stelle, sondern bleiben sie dort wo ihr Kind sie zurückgelassen hat.
  • Bitte lesen sie keine Zeitung, stricken, spielen mit ihrem Handy o.ä. Sollte es keinen triftigen Grund geben, das Handy auf Laut zu haben, sollte es für diese Zeit auch stumm bzw. ausgeschaltet werden.
  • Das Spielen mit anderen Kindern ist in dieser Zeit kontraproduktiv. Denn ihr Kind sollte das Gefühl haben, in dieser Zeit ihre volle Aufmerksamkeit zu haben.

 

 Wie verhalte ich mich:

  • Vorsichtig ohne zu drängen versuche ich zu ihrem Kind, zum Beispiel über Spielzeug oder Mitspielen, Kontakt auf zu nehmen.

 

Erste Trennung (etwa ab dem 4 Tag)

 

Erst am vierten, manchmal aber auch erst am fünften oder sechsten Tag (wenn der vierte Tag auf einen Montag fällt), findet eine erste kurze Trennung statt. Die Bezugsperson verabschiedet sich von dem Kind, und verlässt das Haus. Die Fortsetzung oder den Abbruch des Trennungsversuches hängt von der Reaktion ihres Kindes ab. Lässt sich das Kind schnell beruhigen oder ist eher gleichmütig, wird die Trennung nicht länger als 30 Minuten betragen. Wenn hingegen das Kind weint ohne sich schnell beruhigen zu lassen oder es wirkt verstört, wird die Trennung nicht länger als zwei drei Minuten betragen. In diesem Fall findet der nächste Trennungsversuch erst in einigen Tagen wieder statt.

 

Hier lässt sich eine gewisse Voraussage für den weiteren Verlauf der Eingewöhnung erstellen.

 

 

Hinweise für eine kürzere Eingewöhnung sind:

  • Klare Versuche des Kindes mit Belastungssituationen selbst umzugehen und sich dabei nicht an die Bezugsperson zu wenden.
  • Seltener und zufälliger Körper- oder Blickkontakt zur Bezugsperson.
  • Häufige Kontaktaufnahme zu mir.

 

Hinweise für eine längere Eingewöhnungsphase sind:

  • Häufiger Blick- und Körperkontakt zur Bezugsperson.
  • Sehr anhängliches Verhalten, keine Erkundungsversuche.
  • Eventuelles weinen, wenn ihr Kind mich sieht.

 

 Wie verhält sich die Bezugsperson:

  • Die Bezugsperson verabschiedet sich schnell und ohne groß Aufsehen zu erregen von ihrem Kind und verlässt das Haus.
  • Sie bleiben in der Nähe, um bei Abbruch des Trennungsversuches ihr Kind wieder entgegen zu nehmen und zu trösten.

 

 

Stabilisierungsphase

 

Die Stabilisierungsphase beginnt am fünften oder sechsten Tag (wenn der fünfte Tag auf einen Montag fällt), indem ich zunehmend die Versorgung des Kindes übernehmen werde. Dabei ist es wichtig, dass die Bezugsperson dabeibleibt. Unter Beachtung der Bedürfnisse des Kindes werden die Trennungszeiten täglich verlängert. Erste Schlafversuche in Begleitung der Bezugsperson werden stattfinden. Dabei ist ein Gegenstand, der nach der Bezugsperson riecht (Schnuffeltuch, T-Shirt o.ä.) für das Kind sehr hilfreich.

 

Sollte ein Abbruch der Trennung stattgefunden haben, wird ein erneuter Versuch erst am siebten Tag (allerdings nie an einem Montag) stattfinden.  Vor dem neunten Tag werden keine Schlafversuche bei diesem Kind gewagt. Sollte sich das Kind am zehnten Tag während einer Trennungsphase von mir trösten lassen, beginnen wir ab den elften Tag mit der Stabilisierungsphase. Die Eingewöhnung verlängert sich um ca. eine Woche.

 

 

Hinweise für eine erfolgreiche Eingewöhnung:

  • Das Kind lässt sich in der Trennungszeit von mir trösten und ist ohne Bezugsperson neugierig und aktiv

 

Hinweise für eine erschwerte Eingewöhnung:

  • Nach drei Wochen lässt sich das Kind in den Trennungszeiten nicht von mir Trösten.
  • Es verweigert den Kontakt zu mir, und lässt sich weder wickeln noch füttern.

 

Schlussphase

 

In dieser Phase ist die Bezugsperson nicht mehr anwesend, aber jederzeit erreichbar. Für mehrere Stunden täglich ist das Kind nun in der Tagespflege. Ab da bringe ich den Kind/ern nach und nach die täglichen Routinen, Regeln und Abläufe näher, um die Bindung zu stärken und Sicherheit zu bieten.

 

 

Hinweis für eine abgeschlossene Eingewöhnung:

  • Das Kind lässt sich von mir nachhaltig Trösten und sieht mich als „sichere Basis“.
  • Es kommt bereitwillig und gerne in die Tagespflege, hat Spaß und Freude im Alltag und ist aktiv am Gruppengeschehen beteilig.